Germanist, ehem. Dekan der Philosophischen Fakultät der ELTE
Beschluss: 167/2002 (vom 26. August 2002) Stadtverordnetenversammlung
Karl Manherz ist am 1. Mai 1942 in Werischwar geboren. Seine Mutter, Anna Herbszt, war Hausfrau, sein Vater, Michael Manhertz, Schneider. Karl Manherz bereitete sich seit jungen Jahren auf das Lehramt vor. Bereits als Gymnasialschüler war er ständiger Helfer von Michael Fogarasy-Fetter in der Bibliothek, Gründungsmitglied des Kreises der Bücherfreunde und nahm aktiv an den vom Kreis Junger Akademiker (Ifjú Értelmiségiek Köre) organisierten Programmen teil. 1961 wurde er an der ELTE immatrikuliert, wo er 1966 das Staatsexamen in den Fächern Deutsch und Ungarisch ablegte. In seiner Diplomarbeit ging es um die historische und klanggeografische Beschreibung der Werischwarer Mundart.
Nach dem Staatsexamen unterrichtete er von 1966 bis 1981 in der Schule des Staatlichen Balettinstituts – 1972 wurde er Leiter des Gymnasiums. Neben seiner Lehr- und Schulleitertätigkeit am Institut war er Lehrbeauftragter am Lehrstuhl für Deutsch bzw. dessen Abteilung für Allgemeine Germanistik.
Neben dieser Tätigkeit hatte Dr. Manherz einen Lehrauftrag am Deutsch-Lehrstuhl der ELTE inne. Er hielt Vorlesungen und Seminare über die Geschichte der germanischen Sprachen sowie die deutsche Sprachgeschichte und Dialektforschung. Seine Forschungsschwerpunkte waren die Geschichte der ungarländischen deutschen Dialekte, deren Erforschung sowie Aspekte der Sprachgeografie und Sprachsoziologie. Seine Doktorarbeit mit dem Titel „Die deutschen Dialekte des Pilisch-Gebirges” hat er 1968 mit summa cum laude verteidigt.
In den darauffolgenden zwei-drei Jahren hat er in 51, auch von Deutschen bewohnten Grenzgemeinden zu Österreich Mundartforschungen durchgeführt, was auch Aspekte der Ethnologie berührte. Das gesammelte Werk „Sprachsoziologische und sprachgeografische Untersuchung der deutschen Dialekte in der Wieselburger Tiefebene” diente als Grundlage für eine Dissertation als Mitgliedskandidat an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. In der Nachkriegsgeschichte der Akademie war es die erste Dissertation, die sich mit der Geschichte der Deutschen in Ungarn beschäftigte. Seine Dissertation verteidigte er 1971 erfolgreich.
1981 wechselte er als Dozent an die Philosophische Fakultät der ELTE. 1981 kam es zur Gründung des Lehrstuhls für Germanistik und Romanistik, dessen Inhaber er wurde. Neben seiner Leitungsposition lehrte er weiterhin Deutsche Sprachgeschichte und Dialektologie am Lehrstuhl für Deutsche Sprache und Literatur.
Es erschienen zahlreiche Studien, drei Lehrbücher und vier Monografien von Professor Manherz und er war Redakteur zahlreicher Bücherreihen (Magyarországi németek néprajza, Magyarországi német tanulmányok, Magyarországi németek népi mesterségei, Modern Filológiai Tanulmányok, Ungarndeutsches Archiv). Ab 1984 war er Projektleiter des „Ungarndeutschen Sprachatlas und Wörterbuch”. Das Atlas erschien 2008 in gedruckter Form.
Von 1984 bis 1987 war er Prodekan der Philosophischen Fakultät für Wirtschaft und Außenbeziehungen, vom 1. Juli 1987 an stellvertretender Rektor für Studienangelegenheiten. Zwischen 1984 und 1989 war er Sekretär des Ausschusses für Sprachwissenschaften. 1989 wurde er stellvertretender Minister für Hochschule und Forschung. Ab 1989 Staatssekretär im Bildungsministerium. Ab 1991 war er als Titularstaatssekretär für ethnische und nationale Minderheiten in Ungarn, seine Aufgabe war die Ausarbeitung des Minderheitengesetzes.
Vom 1. März 1992 an war Prof. Manherz Leiter des von ihm gegründeten Germanistischen Instituts. Ab 1992 war er Dekan der Philosophischen Fakultät der ELTE, ab 1993 Vorsitzender des Fakultätsrates. Bis 1994 bekleidete er das Amt des Vorsitzenden des Deutschen Verbandes. 1996 wurde er als Dekan und Leiter des Germanistischen Instituts neugewählt. Bis 2006 war er Vorsitzender des Dekankollegiums. Von 2006 bis 2010 war er Staatssekretär für Hochschule und Wissenschaft im Bildungsministerium.
Prof. em. Dr. Karl Manherz ist im Besitz zahlreicher Anerkennungen und Auszeichnungen: Kulturpreis von Baden-Würrtemberg (1984) – Großes Verdienstkreuz für die Wissenschaft und Kunst 1. Klasse der Republik Österreich – Ungarndeutscher Kulturpreis (1990) - Großer Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1995) - Pro Renovanda Cultura Hungariae Alapítványi Fődíj (1996) – Ehrennadel in Gold der Ungarndeutschen (1999) – Pro Urbe Budapest (2002) – Herder-Preis (2003) – A Magyar Köztársasági Érdemrend Tisztikeresztje (2002) – „A Kisebbségekért” díj (2004) – Pro Facultate Philosophiae-díj (2009) – Magyar Köztársasági Érdemrend Középkeresztje a szalaggal (2010) – ELTE Eötvös-gyűrű (2012).
Er ist seit 2018 Ehrenbürger der Stadr Werischwar.